Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 zeigt: Illegales Glücksspiel stark angestiegen
Die Zahl der Straftaten im Bereich des illegalen Glücksspiels hat im Jahr 2024 ein neues Rekordniveau erreicht. Laut der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) wurden 6.247 Fälle unerlaubten Glücksspiels erfasst – ein Anstieg von 18,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Entwicklung verdeutlicht nicht nur die wachsende Relevanz des Themas für die Strafverfolgungsbehörden, sondern stellt auch das bestehende Regulierungssystem zunehmend infrage.
Langfristiger Trend zeigt dramatischen Zuwachs
Bereits seit mehreren Jahren lässt sich ein kontinuierlicher Anstieg beobachten. Im Jahr 2020 wurden lediglich 762 Fälle dokumentiert – die aktuellen Zahlen bedeuten demnach eine Verachtfachung binnen vier Jahren. Noch drastischer fällt der Vergleich mit dem Jahr 2017 aus: Damals waren es lediglich 504 registrierte Fälle, heute ist es das Zwölffache.
Die Aufklärungsquote im Bereich des unerlaubten Glücksspiels ist mit 98,1 Prozent ausgesprochen hoch. Dennoch führt die konsequente Strafverfolgung offenbar nicht zu einem Rückgang der Delikte – im Gegenteil: Die steigenden Fallzahlen deuten auf eine anhaltend hohe Nachfrage nach nicht genehmigten Spielangeboten hin, die trotz repressiver Maßnahmen bedient wird.
Kritik aus der Branche: Regulierung als Teil des Problems?
In Fachkreisen mehren sich daher die Stimmen, die nicht nur bei den Strafverfolgungsbehörden, sondern auch bei der Gesetzgebung Reformbedarf sehen. Insbesondere Vertreter der legalen Glücksspielwirtschaft sehen eine Fehlentwicklung in der politischen Steuerung. Georg Stecker, Vorstandssprecher der Deutschen Automatenwirtschaft e.V. (DAW), kritisiert:
„Wenn es kein ausreichendes und zeitgemäßes, legales Angebot gibt, weichen die Menschen in den illegalen Markt aus.“
Die Kritik richtet sich dabei insbesondere gegen die Schließung legaler Spielhallen und die Verengung des regulierten Angebots, die nach Ansicht der DAW dazu beitragen, dass Spielerinnen und Spieler auf nicht kontrollierte Plattformen ausweichen. Der Verband fordert eine Neuausrichtung der Regulierung mit stärkerem Fokus auf Verbraucherschutz und Marktattraktivität legaler Angebote.
Grauzonen und Strafandrohungen – Betroffene im Visier
Ein weiteres Problem besteht in der Rechtsunsicherheit rund um Online-Glücksspielangebote. Trotz Reformen des Glücksspielstaatsvertrags bleibt ein Teil des digitalen Marktes in einer rechtlichen Grauzone. Zahlreiche Plattformen operieren außerhalb der deutschen Lizenzierung, sind jedoch für Verbraucher nicht immer klar als illegal erkennbar.
Gleichzeitig drohen strafrechtliche Konsequenzen bereits beim bloßen Nutzen solcher Angebote. Nach § 284 StGB ist das Veranstalten oder Vermitteln nicht genehmigten Glücksspiels strafbar, § 285 StGB stellt auch die Teilnahme unter Strafe.
Ein Ermittlungsverfahren kann erhebliche Konsequenzen haben – bis hin zu Hausdurchsuchungen, Kontensperrungen und Untersuchungshaft, auch bei vermeintlich geringfügigen Beträgen.
Rückläufige Zahlen bei Automatendiebstählen und Raubüberfällen
Einen gegenläufigen Trend zeigt die Statistik bei anderen Glücksspiel-bezogenen Delikten. Die Zahl der Diebstähle von und aus Automaten ist gesunken. Im Jahr 2024 wurden 11.041 Fälle erfasst, davon 9.976 als schwerer Diebstahl (minus 239 Fälle im Vergleich zu 2023) und 1.065 als einfacher Diebstahl (plus 54 Fälle). Im Vergleich zum Jahr 2019 ergibt sich ein Rückgang von 13,5 Prozent.
Auch die Raubüberfälle auf Spielhallen sind erneut gesunken. Mit nur noch 126 Fällen wurde ein neuer Tiefstand erreicht. Noch 2017 waren 591 Fälle registriert worden. Die Zahl hat sich damit innerhalb von sieben Jahren um fast 80 Prozent reduziert.
Gesamtkriminalität rückläufig – aber Anstieg bei Gewalt
Insgesamt weist die PKS 2024 einen Rückgang der registrierten Straftaten um 1,7 Prozent auf. Es wurden 5.837.445 Delikte erfasst, was insbesondere auf den Rückgang bei Rauschgiftdelikten zurückgeführt wird – ein Effekt der Teillegalisierung von Cannabis, die seit dem 1. April 2024 in Kraft ist.
Dennoch bleibt ein Wermutstropfen: Laut Bundeskriminalamt ist die Gewaltkriminalität angestiegen. Die Ursachen hierfür sind komplex und werden als regional unterschiedlich eingestuft. Aus der Statistik selbst lassen sich keine direkten Kausalitäten ableiten.
Repression allein nicht zielführend
Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 unterstreicht die Dringlichkeit politischer und regulatorischer Antworten auf die Entwicklungen im Glücksspielbereich. Während die Strafverfolgung in technischer Hinsicht effizient agiert, offenbart sich ein strategisches Defizit in der Gesamtpolitik.
Branchenvertreter fordern, den Fokus von der bloßen Repression hin zu einer effektiven und transparenten Regulierung zu verlagern – um illegale Angebote zurückzudrängen, legale Alternativen zu stärken und einen echten Verbraucher- und Jugendschutz sicherzustellen.
Quellen
Die Deutsche Automatenwirtschaft
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