Ein komplexes Netzwerk illegaler Online Casinos sorgt für Diskussionen. Steckt der Anbieter SoftSwiss dahinter?
Der Bayerische Rundfunk untersucht mögliche Verstrickungen von SoftSwiss, einem bekannten iGaming-Dienstleister aus Malta, in illegale Casino-Aktivitäten. Berichten zufolge könnte der Berliner Gründer des Unternehmens Verbindungen zu einem internationalen Netzwerk aus Glücksspiel-Firmen in Malta, Curaçao und Zypern haben.
Betreiberfirmen im Fokus der Ermittlungen
Der Bayerische Rundfunk habe eigenen Angaben zufolge hunderte illegale Online-Casinos analysiert. Dabei seien mehrere Dutzend Seiten identifiziert worden, die „mutmaßlich” mit SoftSwiss in Verbindung stehen könnten. Die analysierten Casinos würden von der maltesischen N1 Interactive Ltd. und der auf Curaçao ansässigen Dama N.V. betrieben, deren Strukturen für die Ermittler schwer durchschaubar seien, so die Berichte.
Gerichtsdokumente und Registereinträge deuteten darauf hin, dass SoftSwiss und die beiden Unternehmen eng miteinander verbunden sein könnten. Aus den Unterlagen der Wirecard-Bank, die seit 2020 insolvent ist, gehe hervor, dass Dama N.V. einer der wichtigsten Kunden des Zahlungsdienstleisters war. Außerdem werde SoftSwiss in Dokumenten im Zusammenhang mit einer Vorgängerfirma von Dama erwähnt.
Berichten zufolge habe Dama im Jahr 2018 Zahlungsabwicklungen über Wirecard in Höhe von 61 Millionen Euro vorgenommen. Darüber hinaus soll N1 Interactive Ltd. im März 2022 eine Zahlung von 2 Millionen Euro an Dama N.V. geleistet haben, wie im maltesischen Unternehmensregister vermerkt sei.
Zu dieser Zeit habe N1 Interactive einen Kontostand von über 7 Millionen Euro gehabt. Der Geldwäsche-Experte Konrad Duffy von Finanzwende e.V. sagt hierzu:
„Wenn solche komplexen Firmenkonstrukte aufgestellt werden, dann hat das einen Grund. Da geht es wahrscheinlich um richtig viel Geld."
Demnach würdenn komplexe Firmenstrukturen häufig genutzt, um tatsächliche Eigentümer zu verschleiern und Steuerlasten zu minimieren. SoftSwiss trete in der Öffentlichkeit hingegen als Softwareanbieter für Online-Glücksspiel auf und positioniere sich als „Nr. 1 Provider für Krypto-Glücksspiel”.
Mit Standorten in vier Ländern, darunter Hauptverwaltungen in Malta, Polen und Georgien, beschäftige das Unternehmen über 2.000 Personen aus 30 Ländern. SoftSwiss sei darüber hinaus mit über 23.500 Online-Glücksspielen, 800 iGaming-Projekten und 270 Entwicklungs-Partnerschaften weltweit präsent.
Strafverfolgung von Deutschland aus schwierig
Es gebe weitere Anhaltspunkte, die auf Verbindungen zwischen SoftSwiss und illegalen Glücksspielseiten hinweisen könnten. Laut dem Werbetransparenzregister von Google habe Dama N.V. Anzeigen für SoftSwiss geschaltet, als das Unternehmen Stellen besetzen wollte.
Auch die Registrierung einer Casino-Domain, die aktuell von Dama betrieben werde, deute auf eine Verbindung hin. Die Domain sei ursprünglich mit einer E-Mail-Adresse des Gründers von SoftSwiss registriert worden. Dieser habe auf Anfragen des BR nicht reagiert. Solange die Sachlage nicht eindeutig geklärt sei, gelte die Unschuldsvermutung.
Der BR habe außerdem die GGL um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen SoftSwiss gebeten. Die Behörde habe jedoch keine Auskunft zu laufenden oder geplanten Verwaltungsverfahren geben können.
Ob Polizei oder Staatsanwaltschaft in Deutschland in diesem Zusammenhang ermittelten, bleibe ungewiss. Laut Burkhard Blienert, dem Suchtbeauftragten der Bundesregierung, sei es derzeit faktisch nicht möglich, von Deutschland aus gegen illegale Glücksspielangebote im Ausland vorzugehen.
Eine Änderung des Strafrechts sei nötig, um solche Ermittlungen effektiv durchzuführen, erklärte der SPD-Politiker. Ohne diese Reform würden entsprechende Ermittlungsverfahren oft eingestellt.