Schweiz: Prävention, KI-gestützte Früherkennung und einheitliche Sperrregelungen in regulierten Casinos
Die konzessionierten Spielbanken in der Schweiz haben sich geschlossen auf einen umfassenden und verpflichtenden Spielerschutz-Kodex geeinigt, der über die bestehenden gesetzlichen Anforderungen hinausgeht. Mit dieser Maßnahme unterstreicht die Branche ihren Anspruch, Verantwortung für den Schutz der Spielenden zu übernehmen und sich deutlich von nicht lizenzierten Anbietern abzugrenzen.
Schweizer Casinos: Kodex sowohl online als auch offline gültig
Der Kodex, der am 3. Dezember 2024 veröffentlicht wurde, gilt für sämtliche terrestrischen Casinos wie auch für Online Casinos mit schweizerischer Lizenz. Die darin enthaltenen Regeln treten mit sofortiger Wirkung in Kraft und stellen in Umfang wie Tiefe eine bedeutende Erweiterung der bisherigen Selbstregulierung dar. Der Präsident des Schweizer Casino Verbands, Dr. Gerhard Pfister, erklärte:
„Ein wirksamer Spielerschutz ist nicht nur eine gesetzliche Anforderung, sondern eine moralische Verpflichtung. Wir wollen gefährdete Spielerinnen und Spieler frühzeitig erkennen und ihnen gezielt helfen.“
Prävention im Zentrum der Strategie
Kern des neuen Kodex ist die Förderung eines frühzeitigen und risikoorientierten Umgangs mit problematischem Spielverhalten. Um dies zu erreichen, setzen die Schweizer Casinos auf eine Kombination aus menschlicher Expertise und technologischem Fortschritt. Besonders im Online-Bereich werden moderne Verfahren der künstlichen Intelligenz (KI) genutzt, um auffällige Spielmuster zu identifizieren.
Auch im physischen Casinobetrieb spielen geschulte Mitarbeitende eine zentrale Rolle: Alle Mitarbeitenden mit Gästekontakt werden regelmäßig im Bereich Spielerschutz weitergebildet, spezielle Fachverantwortliche kümmern sich um Einzelfälle und führen bei Bedarf auch vertiefte Abklärungen durch. Dazu heißt es im Kodex:
„Unsere Mitarbeitenden kennen unsere Haltung und tragen sie mit.“
Klare Regelungen zu Spielsperren und Datenschutz
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der konsequenten Anwendung von Spielersperren, die bei Anzeichen von Suchtverhalten oder finanzieller Überlastung ausgesprochen werden können.
Die Entscheidung darüber erfolgt auf Basis nachvollziehbarer Kriterien, darunter Lohnnachweise, Kontobewegungen oder Hinweise von Angehörigen. Auch die Möglichkeit zur Selbstsperre bleibt bestehen.
Alle Sperrungen werden zentral im sogenannten Veto-Sperrregister dokumentiert, wodurch gesperrte Personen keinen Zugang mehr zu anderen Schweizer Spielbanken oder Online-Casinos erhalten – auch Swisslos und die Loterie Romande sind in das System eingebunden. Sperren gelten unbegrenzt und können nur nach Prüfung durch anerkannte Fachstellen aufgehoben werden.
Datenschutz hat dabei höchste Priorität: Alle erhobenen persönlichen und finanziellen Daten werden ausschließlich zweckgebunden verwendet und unterliegen den geltenden Datenschutzvorgaben.
Jugendschutz und Werbung unter verschärfter Aufsicht
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Maßnahmenpakets ist der konsequente Jugendschutz. Der Zugang zum Glücksspiel ist strikt auf Personen über 18 Jahre begrenzt. Für junge Erwachsene ab 18 wurden zusätzliche Schutzmechanismen eingeführt, um einem übermäßigen oder unreflektierten Spielverhalten vorzubeugen.
Darüber hinaus verpflichtet sich die Branche zu einer verantwortungsbewussten und zurückhaltenden Werbepraxis. Werbung vor 22 Uhr im Fernsehen ist untersagt. Ebenso ist es verboten, Werbebotschaften an Minderjährige, gesperrte oder besonders gefährdete Personen zu richten. Alle Werbeinhalte sind mit Warnhinweisen versehen und eindeutig als Angebote legaler Schweizer Anbieter gekennzeichnet.
Zusammenarbeit mit Forschung und Öffentlichkeit
Ein zentrales Anliegen des neuen Regelwerks ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der Schutzmaßnahmen in enger Kooperation mit Wissenschaft, Suchtpräventionseinrichtungen und politischen Akteuren.
Die Schweizer Casino-Branche plant regelmäßige Evaluationen ihrer Programme und die Veröffentlichung relevanter Informationen über das Portal www.spielerschutz.ch.
Diese Plattform bietet nicht nur Aufklärung über Risiken des Glücksspiels, sondern auch konkrete Hilfsangebote, etwa in Form von Selbsttests oder direktem Kontakt zu Beratungsstellen. Informationskampagnen sollen zudem im Fünf-Jahres-Rhythmus landesweit für Aufklärung sorgen.
Deutliche Abgrenzung vom Schwarzmarkt
Mit dem neuen Kodex positionieren sich die konzessionierten Casinos klar gegen illegale Glücksspielanbieter, insbesondere aus dem Ausland. Diese Plattformen bieten keinen Schutz, umgehen gesetzliche Vorgaben und leisten keine Abgaben an die Sozialversicherungssysteme wie die AHV. Dr. Pfister sagte abschließend:
„Wir unterscheiden uns durch Verantwortung, Transparenz und Prävention – und schützen unsere Gäste dort, wo illegale Anbieter versagen.“
Der Kodex setzt damit ein deutliches Signal: Die Branche will nicht nur gesetzliche Mindeststandards erfüllen, sondern aktiv Verantwortung für den Schutz ihrer Kundinnen und Kunden übernehmen.
Quelle
Spielerschutz der Schweizer Casinos
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