Wett-Fans in Europa richten ihren Fokus derzeit auf die Papstwahl
Der Ostermontag 2025 markierte eine Zäsur in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche: Papst Franziskus, geboren als Jorge Mario Bergoglio, ist im Alter von 88 Jahren in seiner vatikanischen Residenz verstorben. Laut Angaben der vatikanischen Gesundheitsbehörde erlitt er einen Schlaganfall, der in ein Koma und letztlich in einen Herzstillstand überging. Nur wenige Tage zuvor war er aus dem Krankenhaus entlassen worden, wo er wegen einer Lungenentzündung behandelt worden war.
Beisetzung mit internationaler Aufmerksamkeit
Das Pontifikat Franziskus’ begann 2013 und war von tiefgreifenden Reformen und einer entschlossenen Hinwendung zu sozialer Gerechtigkeit geprägt. Seine bescheidene Amtsführung und der Fokus auf Randgruppen prägten sein Bild in der Öffentlichkeit und in weiten Teilen der katholischen Welt.
Nun steht die Kirche vor der Herausforderung, einen würdigen Nachfolger zu bestimmen – ein Prozess, der neben spiritueller Bedeutung auch politische und gesellschaftliche Dimensionen hat.
Die Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Papst finden am 26. April um 10 Uhr Ortszeit auf dem Petersplatz in Rom statt. Die Messe wird von Kardinal Giovanni Battista Re geleitet, dem derzeitigen Dekan des Kardinalskollegiums.
Die internationale Anteilnahme ist groß: Neben zahlreichen religiösen und politischen Würdenträgern haben auch prominente Persönlichkeiten wie der ehemalige US-Präsident Donald Trump und Argentiniens Präsident Javier Milei ihre Teilnahme bestätigt.
Parallel zur öffentlichen Aufbahrung in der Kapelle von Domus Santa Marta wurden erste Bilder des Papstes veröffentlicht. Sie zeigen ihn in einem schlichten Holzsarg, in bischöflicher Gewandung und mit Mitra.
Spekulationen auf offener Bühne: Prognosemärkte erleben Boom
Unmittelbar nach Bekanntwerden des Todes setzte eine Welle von Aktivitäten auf Wettplattformen ein. Besonders die dezentral organisierte Plattform Polymarket rückte in den Fokus. Innerhalb weniger Stunden wurden dort Wetten im Wert von über 3 Millionen US-Dollar auf den künftigen Papst platziert.
Ein besonders populärer, wenngleich verlustreicher Kontrakt lautete: „Kein neuer Papst im Jahr 2025“. Nutzer, die auf diese Option gesetzt hatten, verloren mit dem Tod von Franziskus ihren Einsatz – insgesamt mehr als eine Million US-Dollar.
Darüber hinaus werden auf Polymarket auch Wetten angeboten, die inhaltlich äußerst umstritten sind. So setzten einige Nutzer über 50.000 Dollar auf die Frage, ob der nächste Papst homosexuell sein werde. Die meisten Teilnehmer tippten hier auf ein „nein“.
Wer hat die besten Chancen?
Im Zentrum der Debatte stehen derzeit mehrere Kardinäle, die von Experten und Wettanbietern als aussichtsreiche Nachfolger gehandelt werden. Angeführt wird das Feld vom italienischen Kardinal Pietro Parolin.
Seit 2013 bekleidet er das Amt des vatikanischen Staatssekretärs – ein Zeichen für seine Nähe zur zentralen Kirchenleitung. Mit einer Quote von 15/8 und einer Wahrscheinlichkeit von 35 % gilt er als Favorit.
Ebenfalls hoch gehandelt wird Luis Antonio Tagle von den Philippinen. Der 67-Jährige, der als progressiver Theologe gilt, liegt mit einer Quote von 3/1 auf dem zweiten Platz. Aufgrund seiner sozialen Arbeit wird er oft als „asiatischer Franziskus“ beschrieben. Tagle könnte zum ersten asiatischen Papst der Kirchengeschichte werden.
Weitere Anwärter mit signifikanter Unterstützung sind:
- Pierbattista Pizzaballa, Patriarch von Jerusalem (10 % Wahrscheinlichkeit)
- Péter Erdő, Kardinal aus Ungarn (ca. 8 %)
- Peter Turkson, Kardinal aus Ghana, bekannt für seinen Einsatz für ökologische Reformen (ca. 7 %)
- Robert Sarah, konservativer Kardinal aus Guinea (4 %)
- Matteo Zuppi, italienischer Kardinal mit progressivem Profil (3 %)
Wenig Chancen werden Angelo Scola eingeräumt, der 2013 noch zu den Favoriten zählte. Mit 83 Jahren hat er die Altersgrenze für eine aktive Teilnahme am Konklave überschritten.
Wahlprozess im Zeichen der Tradition
Die Papstwahl wird durch ein Konklave organisiert, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Sixtinischen Kapelle stattfindet. Stimmberechtigt sind lediglich Kardinäle unter 80 Jahren.
Die Abstimmung erfolgt geheim, jeder Kardinal schreibt seinen Favoriten auf einen Wahlzettel. Pro Tag können bis zu vier Wahlgänge stattfinden. Ein Kandidat benötigt zwei Drittel der Stimmen, um zum Papst gewählt zu werden.
Der Beginn des Konklaves ist streng ritualisiert. Nach einer Eröffnungsmeditation, traditionell gehalten von Kardinal Prosper Grech, werden alle Nicht-Kardinäle durch das Kommando „Extra omnes“ aus der Kapelle entlassen. Danach beginnt der Wahlvorgang, der sich über mehrere Tage erstrecken kann.
Zwischen Glauben und Glücksspiel
Die moralische Debatte über die Wetten auf das Papstamt ist nicht neu. Bereits 1591 erließ Papst Gregor XIV. ein Verbot solcher Spekulationen unter Androhung der Exkommunikation. Das Verbot wurde allerdings 1918 aufgehoben. Seither existiert keine verbindliche kanonische Regelung, die solche Prognosemärkte einschränkt.
Papst Franziskus selbst hätte diese Entwicklung vermutlich kritisch gesehen. In früheren Reden sprach er von einem „neoliberalen Dogma“, das den Markt über ethische Werte stelle. Finanzspekulationen, so seine Worte, richteten „verheerenden Schaden an“.
Ausblick: Eine richtungsweisende Entscheidung
Die römisch-katholische Kirche steht vor einer entscheidenden Phase. Die Wahl des neuen Papstes wird nicht nur theologischen, sondern auch geopolitischen Einfluss haben. Angesichts globaler Herausforderungen wie sozialer Ungleichheit, Klimakrise und wachsender Kirchenaustritte wird dem neuen Pontifex eine enorme Bedeutung zukommen.
Ob sich am Ende ein erfahrener Diplomat wie Parolin durchsetzt, ein sozial engagierter Reformer wie Tagle oder ein Überraschungskandidat – feststeht: Die Welt wird genau hinschauen, wenn weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle aufsteigt.
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