Spielbanken in Liechtenstein melden dramatische Umsatzeinbrüche. Ist das der Anfang vom Ende für die Branche?
Die Glücksspielbranche in Liechtenstein steht vor einer ungewissen Zukunft. Radio Liechtenstein meldete, dass die sechs noch aktiven Casinos seit Januar mit einem Umsatzeinbruch von 85 % zu kämpfen haben. Der Grund: Am 7. Januar trat ein Abkommen mit der Schweiz in Kraft, das die Spielersperrlisten beider Länder zusammenführt. Diese Maßnahme hat offenbar weitreichende Folgen für die Kundenzahlen und könnte das Ende für die Liechtensteiner Spielbanken bedeuten.
Regierungsmaßnahmen und Sperrlisten brechen Casinos das Genick
Der vor wenigen Jahren noch befürchtete Liechtensteiner „Casino-Boom“ scheint ein jähes Ende zu nehmen. Nachdem bereits drei der erst seit 2017 insgesamt neun eröffneten Casinos mittlerweile geschlossen wurden, sehen sich auch die restlichen Spielbanken nicht mehr in der Lage, weiter zu wirtschaften.
Die Regierung habe zahlreiche Maßnahmen beschlossen und umgesetzt, die das Geschäft der Casinos erschwert hätten und nun gänzlich zerstören. Die internationalen Spielersperren seien nun der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringe.
Zwar habe die Branche durchaus mit wirtschaftlichen Folgen des Abkommens gerechnet, diese seien nun aber deutlich schlimmer als befürchtet. Vom Liechtensteiner Casinoverband heißt es hierzu:
„Obwohl sich die Branche auf einen BSE [Bruttospielerträge]-Rückgang im Rahmen der von der Regierung erwarteten 30 Prozent eingestellt hat, ist innerhalb der ersten zwei Wochen mit einem Minus von bis zu 85 Prozent des Bruttospielertrages das absolute Worst Case Szenario eingetreten.“
Der landbasierten Casino-Branche in Liechtenstein werde damit jedwede Geschäftsgrundlage entzogen. Dies komme praktisch einem Casino-Verbot gleich, welches klar dem Volksentscheid entgegenstehe, auf Basis dessen die Casinos vor einigen Jahren legalisiert wurden, erklären Verbandspräsident Markus Kaufmann und Vizepräsident Philipp Nossek.
Spielerschutz oder Wettbewerbsnachteil?
Die Casinos in Liechtenstein und ihr Verband sprechen sich nicht grundsätzlich gegen internationale Spielersperren aus, kritisieren jedoch die einseitige Umsetzung, die nur zwischen Liechtenstein und der Schweiz gilt. Diese Ungleichbehandlung habe weitreichende Konsequenzen.
Während die Schweiz das Abkommen mit Liechtenstein geschlossen hat, fehlen vergleichbare Regelungen mit Österreich oder Deutschland. Gesperrte Spieler aus der Schweiz können so zwar nicht mehr in Liechtenstein spielen, haben jedoch weiterhin Zugang zu Spielbanken in Konstanz, Lindau oder Bregenz. Damit werde das Ziel des Spielerschutzes verfehlt und gleichzeitig Liechtenstein benachteiligt.
Hinzu komme, dass die Schweiz eine deutlich liberalere Glücksspielregulierung habe. Dort existieren keine festen Verhältnisse von Spielautomaten zu Spieltischen, und die Casinos dürfen mit einer Zusatzkonzession auch Online-Glücksspiele anbieten.
Für zusätzlichen Unmut sorgt, dass Werbung für Schweizer Casinos in Liechtenstein erlaubt ist, während umgekehrt strikte Beschränkungen gelten.
Politische Entscheidung gefragt: Zukunft der Spielbanken sichern
Die Regierung habe laut eigener Aussage darauf abgezielt, die Bedingungen für die Casinos zu verschärfen. Doch ohne einen Kurswechsel sei das Ende der Spielbanken unausweichlich.
Mit dem Kollaps der Branche stünden über 50 Millionen CHF an Steuereinnahmen und mehr als 400 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Von den derzeit 615 Beschäftigten könnten nur wenige eine langfristige Perspektive haben, da maximal ein oder zwei Spielbanken die aktuellen Umstände überleben könnten.
Die Verbandsmitglieder appellieren an die Regierung, dringend faire und tragfähige Rahmenbedingungen zu schaffen, um einen massiven volkswirtschaftlichen Schaden abzuwenden.
Quellen