Gesperrte Schweizer Spieler dürfen ab jetzt auch in Liechtenstein nicht mehr spielen.
Am 7. Januar 2025 ist ein wegweisendes Abkommen zwischen der Schweiz und Liechtenstein in Kraft getreten. Dieses bilaterale Abkommen sieht den automatischen Austausch von Spielsperrlisten zwischen beiden Ländern vor und erweitert somit den Spielerschutz über nationale Grenzen hinaus.
Ein Meilenstein im Kampf gegen Spielsucht
Rund 100.000 bestehende Spielsperren aus der Schweiz gelten ab diesem Datum auch in Liechtenstein, und umgekehrt. Damit wird verhindert, dass gesperrte Spieler ihre Einschränkungen durch einen Casinobesuch im Nachbarland umgehen können.
Ein Sprecher des Schweizer Casino-Verbands erklärt: „Dieses Abkommen markiert einen wichtigen Schritt zur Eindämmung von Spielsucht und exzessivem Spielverhalten. Es zeigt, dass Spielerschutz nicht an Landesgrenzen haltmachen darf.“
Warum kommt es zu einer Spielsperre?
Eine Spielsperre kann aus verschiedenen Gründen verhängt werden. Sie dient in erster Linie dem Schutz des Spielers vor sich selbst und dem Schutz der Familienangehörigen. Die wesentlichen Gründe im Überblick:
- Freiwillige Selbstsperre: Spieler entscheiden sich bewusst, den Zugang zu Casinos zu unterbinden.
- Finanzielle Überforderung: Wenn Spieler regelmäßig Geldbeträge einsetzen, die weit über ihre finanziellen Möglichkeiten hinausgehen.
- Fehlende finanzielle Nachweise: Spieler, die hohe Einsätze tätigen, müssen auf Verlangen Lohnabrechnungen und Bankunterlagen vorlegen. Bei fehlenden oder unzureichenden Nachweisen folgt eine Sperre.
- Hinweise von Angehörigen: Familienmitglieder oder nahe stehende Personen können Hinweise auf problematisches Spielverhalten geben, die zu einer Sperre führen.
Die gesetzlichen Regelungen in beiden Ländern verpflichten die Casinos dazu, diese Maßnahmen konsequent umzusetzen, um das Risiko von Spielsucht zu minimieren.
Ein gemeinsamer Austausch von Sperrlisten
Das neue Abkommen zwischen der Schweiz und Liechtenstein ermöglicht es, Datenbanken mit gesperrten Spielern automatisch auszutauschen. Spieler, die in der Schweiz gesperrt wurden, können damit nicht mehr in Liechtenstein spielen – und umgekehrt.
Bisher konnten Spieler ihre Sperre leicht umgehen, indem sie einfach die Grenze überschritten und im benachbarten Fürstentum weitergespielt haben. Dieser Schlupfwinkel wurden am 7. Januar 2025 geschlossen. Die Regelung betrifft dabei sowohl terrestrische Casinos als auch Online-Glücksspielplattformen.
Illegale Online-Casinos bleiben eine Schwachstelle
Trotz des neuen Abkommens bleibt ein großes Problem bestehen: Illegale Online-Casinos. Diese Anbieter haben in der Schweiz einen geschätzten Marktanteil von 40 % und entziehen sich staatlicher Regulierung.
Sie ermöglichen es gesperrten Spielern, ungehindert weiterzuspielen, und tragen zudem keine Steuern und Abgaben zur Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) bei. Ein Sprecher des Schweizer Casino-Verbands betont: „Das Abkommen ist ein bedeutender Schritt, aber das Problem illegaler Online-Casinos besteht weiterhin. Diese Plattformen müssen stärker reguliert und bekämpft werden.“
Der Verband fordert zudem, dass ähnliche Abkommen auch mit Deutschland und Österreich abgeschlossen werden sollten, um den Spielerschutz weiter auszubauen.
Kritik: Ist das Abkommen ausreichend?
Trotz der positiven Auswirkungen des Abkommens gibt es kritische Stimmen. Markus Kaufmann, Präsident des Liechtensteiner Casino-Verbands, äußerte Zweifel an der langfristigen Wirksamkeit:
„Dieses Abkommen wird das Problem nicht vollständig lösen. Spielsüchtige, die nicht mehr in Liechtenstein oder der Schweiz spielen können, werden einfach nach Vorarlberg oder in den süddeutschen Raum ausweichen.“
Er verweist darauf, dass in Deutschland und Österreich keine länderübergreifenden Sperrdatenbanken existieren, was ein Abkommen mit diesen Ländern derzeit unmöglich macht.
Wirtschaftliche Auswirkungen auf Liechtenstein
Für Liechtenstein könnten die neuen Regelungen finanzielle Folgen haben. Prognosen gehen von einem Rückgang der Bruttoeinnahmen aus Glücksspiel um bis zu 30 % aus.
Zum Vergleich: Im Jahr 2023 generierte das Glücksspiel im Fürstentum Einnahmen in Höhe von etwa 50 Millionen Franken, was rund 20 % der gesamten Mehrwertsteuereinnahmen entspricht.
Ein so drastischer Rückgang würde nicht nur die Casino-Branche treffen, sondern hätte auch spürbare Auswirkungen auf den Staatshaushalt Liechtensteins.
Prävention und soziale Verantwortung der Casinos
Die Casinos in beiden Ländern sind verpflichtet, umfassende präventive Maßnahmen umzusetzen, um Spielsucht frühzeitig zu erkennen und einzudämmen. Dazu gehören:
- Monatliche Besuchsbeschränkungen: Spieler dürfen Casinos nur begrenzt besuchen.
- Maximale Spielsummen: Eine festgelegte Obergrenze für monatliche Einsätze.
- Kreditkartenverbot: Kreditkartenzahlungen für Glücksspiele sind nicht erlaubt.
- Sozialkonzepte: Geschulte Mitarbeiter erkennen auffälliges Spielverhalten und greifen ein.
Wenn Präventionsmaßnahmen nicht ausreichen, bleibt die Spielsperre als letzter Schritt zur Eindämmung problematischen Spielverhaltens.
Der Weg zu einem einheitlichen Spielerschutz in Europa
Das Abkommen zwischen der Schweiz und Liechtenstein ist ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung. Doch um wirklich effektiv zu sein, müssen ähnliche Regelungen auch mit weiteren Nachbarländern wie Deutschland und Österreich getroffen werden.
Wirtschaftsministerin Sabine Monauni aus Liechtenstein erklärte im Parlament, dass ein Abkommen mit Österreich derzeit nicht umsetzbar sei, da es keine bundesweit einheitliche Sperrdatenbank gebe.
Ein wichtiger Schritt, aber kein Allheilmittel
Das Abkommen zwischen der Schweiz und Liechtenstein setzt ein deutliches Zeichen für grenzüberschreitenden Spielerschutz. Doch die Umsetzung bringt Herausforderungen mit sich, und das Hauptproblem – der Zugang zu illegalen Online-Casinos und die fehlende Regulierung in benachbarten Ländern – bleibt ungelöst.
Ein Sprecher des Schweizer Casino-Verbands bringt es auf den Punkt:
„Dieses Abkommen zeigt, dass Zusammenarbeit möglich ist. Aber es ist nur ein Anfang. Wir müssen europaweit denken, um wirklich effektiven Spielerschutz gewährleisten zu können.“
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob dieser Schritt wirklich ausreicht oder ob weitere Maßnahmen notwendig sind, um das Problem nachhaltig zu lösen.
Quellen: Presseportal, Liechtensteiner Casino Verband